Die schonungslose Wahrheit über Weihnachtsmärkte!

Sind wir ehrlich: Weihnachtsmärkte nerven! Egal, wie groß oder klein sie sind, sie sind in jedem Fall immer hoffnungslos überfüllt. Da entwickelt sich das Vorhaben "Glühwein kaufen" zu einer der zwölf Arbeiten des Herkules.
So läuft das bei mir immer ab: Ich dränge sich vorsichtig an den dicht an dicht stehenden Menschen vorbei, immer darauf bedacht, niemanden anzurempeln. Ich will ja vermeiden, dass ich mit Glühwein bekleckert werde, weil ich mal wieder vergessen habe, die alte Jacke anzuziehen und stattdessen wieder die gute Lieblingsjacke trage.
Habe ich es dann unbeschadet zur Theke geschafft, meine Bestellung aufgegeben, geht es nun zurück zur wartenden Gruppe. Nur, dieses Mal bin ich genauso beladen, wie die anderen. Also versuche ich nicht nur etwas von unserem Glühwein zu verschütten, sondern auch noch den anderen leicht angeheiterten Weihnachtsmarktbesuchern auszuweichen. Schwupps, da hat einer den Arm ausgefahren und ich mache eine Vollbremsung. Der Glühwein schwappt gefährlich nahe an den Becherrand. Ich halte die Luft an und stelle erleichtert fest, dass es gerade noch einmal so gut gegangen ist. Endlich habe ich es geschafft, und mir meinen Weg zur Gruppe gebahnt. Wir stoßen glücklich mit unseren Tassen an, nur um dann festzustellen, dass der Glühwein entweder zu heiß ist, um ihn zu trinken oder er aber ziemlich sauer oder aber auch pappsüß ist. Schlimmstenfalls kommt es zu einer Kombination aus eins und zwei oder eins und drei. Macht ja nix, warten wir noch ein bisschen, der Glühwein kann ja noch ein wenig abkühlen, während wir uns lebhaft unterhalten und dabei Verrenkungen wie beim Limbotanz durchführen, da sich jemand vollbeladen mit heißen Getränken an uns vorbei drängt. Das fiese an Glühwein ist jedoch, dass man ihn heiß trinken muss! Gibt man ihm die Chance abzukühlen, dann wird er sehr schnell lauwarm und der Geschmack geht vollkommen flöten. Aber gut, auf zum nächsten Stand, da schmeckt es bestimmt besser.

Doch zuvor machen wir noch einen Zwischenstopp an einem der vielen Fressstände. Bratwurst im Brötchen geht immer. Das finde nicht nur ich, sondern auch die anderen, die dort anstehen. Was folgt, ist ein Szenario, das dem vom Glühweinkauf ähnelt. Nur muss man dieses Mal auf Ketchup und Senf aufpassen, die haben auch eine gewisse Tendenz sich zu verselbständigen. Wenn das Brötchen nicht vom Vortag ist, dann ist in der Regel die Wurst auch okay,

Wir werden mit lauter Weihnachtsmusik beschallt und Unterhaltungen sind nur noch auf einem Niveau möglich, dass jemand, der unsere Sprache nicht spricht, glauben muss, wir streiten uns. Tun wir aber gar nicht, wir sprechen nur gerade über die Ereignisse der letzten Wochen oder sogar Monate, weil man sich ja eine lange Zeit nicht mehr gesehen hat.

Nach dem zweiten Glühwein bummelt man an den vielen Ständen vorbei, die ihre Waren anbieten und hält an, um etwas zu kaufen, weil man etwas entdeckt hat, das man schon immer haben wollte, nur um sich dann zu Hause zu fragen, wie man nur vergessen konnte, dass man genau dieses Teil bereits im Vorjahr gekauft, und im Jahr davor auch.

Wer sich jetzt fragt, warum ich überhaupt noch auf Weihnachtsmärkte gehe, dem sei gesagt, dass ich es liebe und gar nicht anders haben will.

Gibt es etwas Schöneres als sich einem Weihnachtsmarkt zu nähern, und den Duft von gebrannten Mandeln und anderen Leckereien zu schnuppern? Alleine dieser Geruch, der Verheißungen verspricht, die einen an die Kindheit erinnern. Als Weihnachten noch das Fest der Geheimnisse und des Zaubers war.
Wer mag nicht gemeinsam mit Freunden und Bekannten zusammenstehen, zu plaudern und festzustellen, dass der Glühwein bei diesem Stand im letzten Jahr schon nicht so dolle war?
Wer hat keine Freude daran, sich die vielen Stände anzusehen und sich etwas zu kaufen, was man eigentlich nicht braucht, aber so schön ist, dass man nicht widerstehen kann?
Wenn die Musik, die man das ganze Jahr über nicht gehört wird, durch die Lautsprecher dringt, oder aber sogar direkt von einer Kapelle gespielt wird, die Nacht hereinbricht und alles im Lichterglanz erstrahlt, die Luft nach Bratwurst vermischt mit Zucker und Vanille riecht, dann bin ich glücklich. Dann grinse ich selig vor mich hin. So muss es sein und nicht anders.

Hier treffe ich Menschen, die Freude am Leben haben und glücklich sind. Hier setzen wir ein Zeichen gegen den Hass. Und der kann immer nur mit Liebe bekämpft werden!

Wer mich also sucht, ich bin auf dem nächsten Weihnachtsmarkt :-)

Einen frohen Nikolaus und einen schönen zweiten Advent wünsche ich euch!


Beliebte Posts aus diesem Blog

Würde Jane Austen über Sex schreiben, wenn sie heute lebte?

Schreibklausur oder 10 Tage Wahnsinn / Teil I

Was schreibe ich denn nun? Regency Roman oder Historischer Liebesroman?