Besser Schreiben lernen

Wer glaubt, dass Schreiben ein Talent ist, das man einfach so aus dem Ärmel schüttelt, und so drauf loslegen kann, der irrt. Sicherlich gehört zum Schreiben ein gewisses Talent, und eine große Portion Vorstellungskraft. Und Durchhaltevermögen. Aber vor allen Dingen ist es viel Arbeit. Arbeit an sich selbst und am Schreibstil.

Vor vier Jahren habe ich angefangen zu schreiben, aus einer Laune der Natur heraus. Herausgekommen ist dabei »Einsatzort Vergangenheit«, der Anfang meiner Zeitreiseserie. Wenn ich das Buch heute in die Hand nehme und darüber lese, zucke ich an einigen Stellen immer wieder zusammen, und frage mich, ob ich wirklich die Person war, die dieses Buch geschrieben hat. Vergleiche ich es mit »Mission Glasschuh«, dem neuesten Buch der Reihe, dann stelle ich fest, dass ich mich weiterentwickelt habe.
Das hat natürlich mit der Übung zu tun, mit jedem Wort, das man schreibt, mit jedem Buch, das man liest, ändert man sich. Man probiert Neues aus, testet, merkt sich, was andere gut machen und versucht es für sich umzusetzen. Leider kam ich in den letzten Jahren nicht unbedingt dazu so viel zu schreiben, wie ich Ideen habe, aber trotz allem kann ich die Veränderung in meinem Stil feststellen.

Doch so ganz von alleine ändert sich der Schreibstil nicht. Wer sich mit dem Thema Schreiben beschäftigt, stellt schnell fest, dass es immer wieder etwas gibt, was man verbessern kann. Wie gesagt, man schüttelt keinen perfekten Roman aus dem Handgelenk ... Viele Schreibcoaches oder Schriftsteller geben einem den Rat zu Workshops zu gehen. Tja, wenn da die Sache mit der Zeit nicht wäre. Hätte mein Tag vielleicht mehr als 24 Stunden, und würde ich davon nicht elf bis zwölf Stunden mit Arbeit und pendeln verbringen, könnte das möglicherweise etwas werden, aber so ist es einfach nicht machbar. Ich bin nicht nur Autorin, ich habe auch noch einen Mann, Freunde und Familie, die mich doch ab und an zu Gesicht bekommen wollen.
Wenn Workshops ausfallen, was bleibt also übrig?
Richtig: Schreibratgeber! Schaut man sich bei Amazon ein wenig um, stellt man fest, dass es unzählige dieser Ratgeber gibt. Schreibblockaden, wie man mehr schreibt, wie man plottet, etc. Ich habe in früheren Posts schon auf den ein oder anderen Ratgeber hingewiesen, der mich wirklich weitergebracht hat. Ich erwähne hier nur mal wieder die Schneeflocke :-)
Merkwürdigerweise zieht es mich bei den Ratgebern immer wieder zu den englischsprachigen Büchern hin. Vielleicht liegt es daran, dass es im englischsprachigen Raum üblich ist, solche Ratgeber zu verlegen, und Conventions und Workshops eine längere Tradition als im deutschsprachigen Raum haben. Schon vor 20 Jahren habe ich in amerikanischen Läden Bücher zum Schreiben entdeckt, in einer deutschen Buchhandlung sucht man vergebens danach.

Eines meiner letzten Bücher, die ich in der letzten Zeit dazu gelesen habe, war: Self Editing for Fiction Writers und ich muss sagen, dieses Buch war jeden Cent wert.
Schon beim lesen juckte es mich in den Fingern, meine Bücher zu nehmen, und sie alle noch einmal zu überarbeiten. Es ist nicht so, dass die beiden Autoren das Rad neu erfinden. Man liest bei ihnen Dinge, die man zuvor auch bei anderen gelesen hat, was aber den Unterschied macht, ist die Art und Weise, wie sie es präsentieren. An Beispielen und wie sie überarbeitet aussehen. Während des Lesens habe ich mehrfach dabei ertappt, wie ich meine eigenen Schwachstellen entdeckt habe und mich gefragt habe, wie ich das bisher immer übersehen konnte. Was das genau ist, werde ich jetzt nicht schreiben, aber vielleicht fällt es dem ein oder anderen bei meinen nächsten Büchern auf, dass sich etwas geändert hat.
Dieses Buch hat mir in den letzten Wochen die Augen geöffnet und ich habe mehr gelernt, als ich vorm Kauf gedacht habe. Eigentlich sollte es auf Deutsch übersetzt werden, damit jeder Autor oder darüber nachdenkt es es zu werden, lesen kann. Es gehört eindeutig zu den besten Ratgebern, die ich je zum Thema Schreiben gelesen habe.

So begeistert ich auch bin, es gibt ein oder zwei Sachen, die ich nicht übernehmen kann und werde. Der Ratgeber empfiehlt unter anderem, dass man bei Dialogen  immer »sagte er« oder »sagte sie« etc. schreiben soll, oder  es ganz einfach komplett weglässt. Der Leser soll aus dem Dialog herauslesen, wie die Stimmung ist und nicht durch den Autor in die entsprechende Richtung hingewiesen werden. Sorry, hier muss ich widersprechen!
Gut, ich habe verstanden, dass man nicht immer erklären muss, wie jemand spricht, und dass man dem Leser mit einfachen Tricks verständlich machen kann, wer gerade das Wort hat, aber ich werde niemals meine gesamten Dialoge mit »Sagte« schmücken. Nein!
Warum nicht? Das ist fix erklärt: Es geht mir auf die Nerven. Als bestes Beispiel kann ich ein Hörbuch aufführen, bei dem ich irgendwann kurz davor war, es nicht weiterzuhören, einfach weil immer nur gesagt wurde, obwohl die Geschichte in Ordnung war. Mein Mann hört gerade ein Buch, bei dem es ähnlich ist. Sobald ich nur in der Nähe bin und es mitbekomme, flüchte ich wieder. Es langweilt mich und ich stelle fest, dass es mich vom Buch ablenkt, weil ich nur darauf warte, dass ich »sagte« höre.
Ich glaube, das ist der Grund, warum mich »Pride and Prejudice« als Buch nicht so sehr fesseln konnte. Nach dem zehnten Mal »Cried« and »Said« war es genug.
Nein, in meinem Büchern werden die Sprecher weiterhin flüstern, raunen, rufen, fragen. Ich will eine breite Palette an Emotionen bieten, vielleicht würde ich anders schreiben, wenn mein nächster Roman ein Thriller wäre, aber solange ich einen Liebesroman schreibe, darf ich Gefühle beschreiben und ich glaube, dass mir die Leser das nicht allzu übel nehmen.

Das nächste Buch, das ich übrigens zum Thema Schreiben lesen werde, ist folgendes: 5,000 Words Per Hour: Write Faster, Write Smarter.  Ich glaube zwar nicht ganz an die 5000 Worte in der Stunde, aber wenn es ein paar mehr werden als jetzt, bin ich gewiss nicht traurig :-)

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