Verschnaufpause

Es ist Montagabend, auf meinem Adventsgesteck brennt das erste Lichtlein und ich trinke einen heißen Tee, genieße die Ruhe. Die letzten Wochen waren unglaublich hektisch und irgendwann einmal habe selbst ich geglaubt, dass meine Tage länger sind als 24 Stunden. Es gab Tage, an denen ich mir gewünscht habe, einen Helikopter zu besitzen, um das Verkehrschaos auf den Straßen umfliegen zu können. Ich war es irgendwann leid, fast drei Stunden am Tag im Auto zu verbringen, nur um zur Arbeit oder nach Hause zu fahren. Nächstes Jahr sollte ich mir wirklich überlegen, meinen Jahresurlaub in die dunkle Novemberzeit zu legen, und so dem Chaos auf den Straßen zu entgehen.


Die Vorbereitungen für die Veröffentlichung von Mission Glasschuh waren zeitintensiv und haben einen Großteil meiner Zeit in Anspruch genommen. Dieses Mal ging glücklicherweise alles mit dem Korrektorat gut und ich musste nicht, wie letztes Mal, um meinen Zeitplan bibbern, oder alles verschieben.

Seit dem 26.11. ist das Buch bei Amazon erhältlich und wie eine ängstliche Mama hoffe ich, dass es mein Baby in der großen, weiten Buchwelt nicht allzu schwer haben wird.


Aber gebe ich mich mit einer Veröffentlichung zufrieden? Eigentlich schon, aber dieses Jahr ist etwas Besonderes. Im Rahmen der Anthologie Schneegestöber habe ich eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Ein Winternachtstraum" beigesteuert, die eine Art Prequel zu "Einsatzort Vergangenheit" ist und Laura und Phil auf einer anderen Art und Weise das erste Mal begegnen lässt. Das besondere an dieser Anthologie ist, dass wir auf jegliche Einnahmen verzichten und alle, die an diesem Projekt beteiligt waren, keine Honorare für ihre Arbeit verlangt haben. Die wenigen Kosten, die entstanden sind, wurden von den Autorinnen und Autor aus eigener Tasche gezahlt. 

Jeder Cent, den dieses Projekt einbringt, wird an die Bärenherz-Stiftung in Wiesbaden gespendet. Wer einmal auf der Homepage der Stiftung war, und nach dem Anschauen des Kinospots nicht wenigstens ein Tränchen im Auge hat, dem ist leider auch nicht mehr zu helfen. Genauso wenig, wie denjenigen, die meinten, dass es eine tolle Idee sei, unser Buch auf illegalen Plattformen zum kostenlosen Download anzubieten. Die harte Arbeit von Autoren nicht zu honorieren und der Meinung zu sein, dass Dateien für jeden kostenlos verfügbar sein müssen, ist an sich schon ein Unding. Für viele von uns Self-Publishern ist es ein Teil ihres Einkommens, das diese Piraten einem wegnehmen. Doch wer dann auch noch hingeht, und ein Buch, das für einen guten Zweck ist, kostenlos ins Netz stellt, der hat keine Seele und kein Herz. Jeder Cent zählt, und dank den Spendern und denjenigen, die sich das Buch herunterladen, verringert sich nun die Geldsumme. Ich wünsche wirklich keinem von diesen Menschen, dass eines seiner Kinder einmal in die Lage kommt, in der sich die Kinder befinden, die im Bärenherz-Hospiz leben. Doch sollte es einmal so weit kommen, hoffe ich, dass sie sich daran erinnern, dass sie einmal zu geizig waren 3,99 € auszugeben. 
Mit unserer Spende können wir die Kinder selbstverständlich nicht mehr gesund machen, aber wir können dazu beitragen, dass wir ihnen und ihren Familien den letzten Weg erleichtern. Schade, dass dies hinterrücks sabotiert wurde. 


Doch genug davon. Ich habe meine Meinung kundgetan und weiß, dass es niemanden, der Dateien illegal aus dem Netz abgreift berühren wird. Manche Dinge kann man leider nicht ändern. Stattdessen will ich hier noch einen kurzen Ausschnitt aus der Kurzgeschichte vorstellen:


Eine feste Hand packte mich am Oberarm und zog mich mit sanfter Gewalt zur Seite. Keine Sekunde zu früh, denn der Kutscher ließ seine Peitsche schwingen und ein lauter Knall zerschnitt die Luft. Aufgeschreckt setzte sich das Kutschpferd in Gang und hätte mich über den Haufen gerannt, wenn ich nicht rechtzeitig zur Seite gezogen worden wäre. Zitternd und unter Schock stehend drehte ich mich zu meinem Retter um.
Er war groß, sehr groß, und ich musste meinen Kopf anheben, damit ich sein Gesicht sehen konnte. Bei seinem Anblick stand mein Herz für einen Moment still, nur um dann in doppelter und dreifacher Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Er hatte die blauesten Augen, die ich je gesehen hatte. Tiefblaue Seen, die mich besorgt anblickten.
 »Sind Sie in Ordnung? Verstehen Sie mich?«, fragte der Mann, dessen dunkle Stimme einen wohligen Schauer in mir auslöste. Er hatte nicht nur unverschämt blaue Augen, die mich selbst im schummerigen Licht der Gaslampen an einen Sommerhimmel erinnerten, sondern auch ein aufregend attraktives Gesicht. Seine dunkelblonden Haare waren leicht gewellt und hatten genau die richtige Länge, wie ich fand, nicht zu kurz und nicht zu lang. Seine Wangenknochen waren scharf geschnitten und hätten seinem Gesicht etwas Hartes und Unnahbares verliehen, wenn seine Lippen nicht so unglaublich sinnlich gewesen wären. Sie schienen sich zu einem permanenten amüsierten Lächeln verzogen zu haben und ließen ihn gleich viel freundlicher wirken. Seine Nase war gerade und erinnerte mich an die Statue eines griechischen Gottes, die ich irgendwann einmal gesehen hatte. Unauffällig musterte ich den restlichen Körper, und das, was ich unter dem dicken Umhang ausmachen konnte, ließ mich erahnen, dass der Rest von ihm ebenfalls nicht von dieser Welt sein konnte.
In diesem Moment traf mich die Erkenntnis: Ich träumte! 

Wie ihr seht, waren die letzen Wochen ziemlich aufregend und darum verordne ich mir selbst eine kleine Verschnaufpause. Wir haben Adventszeit und die Zeit der Weihnachtsmärkte ist angebrochen. Ich werde die wenigen Wochen bis Heiligabend genießen und mir, zusammen, mit meinem Mann eine schöne Zeit machen. Ich lasse fünf gerade sein und werde mich nicht jeden Abend an den Rechner setzen, um an meinem neuen Projekt weiterzuschreiben. Sollte mich die Muse küssen, dann werde ich selbstverständlich dem Ruf nachgehen :-) Aber ansonsten, wenn mich jemand sucht, der nächste Weihnachtsmarkt ist nicht weit!

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