Mission Glasschuh - Teaser Nr. 3

 Während ich über beide Ohren in der Überarbeitung von "Einsatzort Vergangenheit: Mission Glasschuh" steckte, dachte ich mir, dass an der Zeit für einen neuen Ausschnitt ist.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und wer Fehler findet, darf sie gerne behalten, es ist nämlich noch alles unkorrigiert ;-)

»Und was sind deine Pläne für Weihnachten?«, fragte er mich schließlich und ich wollte ihm gerade antworten, als mein Blick auf die große Scheibe eines sehr teuren und sehr exklusiven Restaurants fiel. Ich schaute noch einmal hin und noch ein weiteres Mal, blinzelte einige Mal, nur um sicherzugehen, dass mit meinen Augen alles in Ordnung war. Doch leider war mit ihnen alles bestens. Was nicht bestens war, war das, was ich sah. In unmittelbarer Nähe der Fensterfront saß Phil und er war nicht alleine. Neben ihm saß eine umwerfend gut aussehende Frau, die ihn mit ihren Augen aufzufressen schien. Mit der einen Hand fuhr sie sich durch das lange, glatte und unverschämt glänzende Haar, während sie die andere Hand auf seinen Oberarm legte. Dabei schenkte sie ihm ein aufreizendes Lächeln, das eindeutig eine Einladung zu mehr war. Hatte Phil nicht gesagt, dass er an diesem Abend die Einladung zu einem Essen mit einem Geschäftspartner wahrnehmen musste? Warum hatte er vergessen dabei zu erwähnen, dass dieser Partner so aussah, als wäre sie ständig auf den Covern der Hochglanzzeitschriften zuhause, die Marie so gerne las. Diese Frau war makellos schön und verdammt jung. Mit klopfendem Herzen beobachtete ich, wie Phil zu einer Bemerkung die sie machte, laut auflachte. Was ging hier vor? Phil hatte gewusst, dass ich an diesem Abend einen Elternabend hatte. Hatte er mit Absicht diesen Termin so gelegt und erwartet, dass ich es nicht mitbekam? Simon folgte meinem Blick und sah ebenfalls zum Restaurant. 
»Ist etwas nicht in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen?«, fragte er besorgt und legte mir eine Hand auf die Schulter. Gewaltsam wandte ich meinem Blick von Phil und der bildhübschen Frau ab und zwang mich dazu meinen Kollegen anzusehen. Ich grinste schief und lachte künstlich auf.
»Ja, sicher. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich heute schon wieder vergessen habe, ein Paket von der Post abzuholen. Heute war die letzte Gelegenheit dazu, morgen wird es zurückgeschickt«, flunkerte ich blitzschnell. Es war erstaunlich, wie gut ich das Lügen in meiner aktiven Zeit als Zeitreisende gelernt hatte. Früher hätte ich gestammelt und gestottert, nun kamen mir diese kleinen Notlügen flüssig über die Lippen und wirkten auch noch glaubhaft. Simon schien mir die Ausrede abzunehmen, und setzte den Weg in Richtung Irish Pub fort.

Ich lag bereits im Bett, als ich hörte, wie Phil leise die Haustür öffnete und auf Zehenspitzen die Wohnung betrat. Simon und ich waren nicht lange im Pub gewesen. Zum einen war ich nach dem langen Tag ziemlich müde und erschöpft und zum anderen wollte mir das Bild von Phil und der mir unbekannten Frau nicht aus dem Kopf gehen. Immer wieder waren meine Gedanken dorthin abgewandert und ich hatte mich gefragt, ob ich mir Sorgen machen sollte. Er hatte mir von einem Geschäftsessen erzählt. Sehr geschäftlich hatte das trotz des Anzugs, den Phil getragen hatte, nicht auf mich gewirkt. Ganz im Gegenteil - es hatte sehr locker und intim ausgesehen. Vielleicht wurden so die großen Geschäfte abgeschlossen, was wusste ich denn schon? Ich war Lehrerin und hatte keine Ahnung von Firmenpolitik. Simon hatte sich alle Mühe gegeben, mich zu unterhalten. Um ihn nicht wissen zu lassen, dass es mir gar nicht so gut ging, hatte ich bei seinen Scherzen laut gelacht und versucht ihm das Gefühl zu geben, dass er der einzige Mann im Raum sei. Ich befürchtete, dass er nun glaubte, dass ich ein wenig mit ihm geflirtet hatte und hoffte, dass er es nicht allzu ernst genommen hatte.

Die Tür zum Schlafzimmer ging auf und Phil kam zu mir ins Bett. Was sollte ich tun? Ihm sagen, dass ich ihn gesehen hatte? Ihm Vorwürfe machen? Was, wenn sie wirklich seine Geschäftspartnerin war? Ich durfte nicht gleich überall Gespenster sehen, nur weil die Frau umwerfend attraktiv gewesen war. Nur weil sie derart gut aussah, stand das nicht gleich im Widerspruch zu ihren anderen Fähigkeiten. Sie war vielleicht eine hervorragende Taktikerin und Strategin, der niemand ein X für ein U vormachen konnte. Sollte dem so sein, hasste ich sie gleich noch viel mehr. 
»Wo warst du heute Abend?«, fragte ich und tat so, als sei nichts geschehen. Er würde mir schon sagen, mit wem er unterwegs gewesen war. Phil beugte sich zu mir und gab mir einen kurzen Kuss. Er roch nach Zahnpasta und frisch geduscht. 
»Du bist noch wach? Es ist ziemlich spät. Ich habe einen sehr langweiligen Abend mit jemandem verbracht, von dem ich hoffe, dass wir seine Firma kaufen können«, sagte er und zog sich im Dunklen aus. Er legte sich auf seine Seite des Bettes und gähnte laut. 

»Ich bin müde, macht es dir was aus, wenn wir morgen weiterreden?«, fuhr er fort. Er gähnte erneut, gab mir einen Kuss und drehte sich von mir weg. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Was ging hier vor? Phil kam nach Hause und belog mich, mit wem er den Abend verbracht hatte? Nur schwer wollte sich in dieser Nacht der Schlaf einstellen, und als mir endlich die Augen zufielen, sah ich als Letztes das Bild vor mir, wie die hübsche Brünette, Phil anfasste und ihm ein aufreizendes Lächeln schenkte. 

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