Das Experiment

Die letzten vierzehn Monate habe ich mich fast täglich über den Verkehr auf  der Autobahn aufgeregt. Ich bin verzweifelt, wenn beim kleinsten bisschen Regen plötzlich die Autofahrer nicht mehr wussten, wie man das Gaspedal benutzt und stattdessen die Nebelscheinwerfer anschalteten. Bis heute kann mir keiner das Phänomen erklären, warum es morgens und abends an einer gewissen Stelle immer zu Engpässen kommt, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Erst letzte Woche musste ich morgens wieder einmal beobachten, wie ein Fahrzeug mit dem Dach auf der Straße liegend am Straßenrand lag. Ich habe innerhalb einer Woche jeden Abend an einer gewissen Stelle, die gewiss nicht als Gefahrenstelle zu bezeichnen ist, einen Unfall gesehen. Ich bin es leid, dass ich manchmal für eine Strecke, die im Normalfall in 30 Minuten zu fahren ist, immer häufiger eine Stunde und mehr fahren muss.

Die Alternative heißt mit der Bahn fahren. Lange Zeit habe ich es vor mir hergeschoben, obwohl ich schon gleich zu Beginn gesagt hatte, dass ich es mal ausprobieren werde, wie es ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Da waren die Zeiten, die ich gebraucht hätte allerdings noch jenseits von Gut und Böse. Denn ich hätte fast immer 15 Minuten auf einem zugigen Bahnhof oder Haltestelle stehen müssen während ich auf meinen Anschluss warte. Im Zuge der letzten Fahrplanänderungen gab es nun auch eine Änderung für meine Verbindungen. So soll die Fahrt von Tür zu Tür nun statt 1:25 nur noch 1:05 dauern.

Darum werde ich es wagen mich ab Montagmorgen in das Abenteuer öffentlicher Nahverkehr stürzen. Die Zeit, die ich im Zug verbringe, kann ich sinnvoll nutzen indem ich lese, E-Mails schreibe und all die Dinge tue, die ich sonst abends erst auf der Couch erledigen kann. Ich hoffe natürlich, dass die Bahn morgens um sieben nicht so voll sein wird und dass ich dann immer noch einen Sitzplatz bekomme, damit meine ganzen Pläne sich nicht in Luft auflösen.

Ich will mir das ganze vorerst eine Woche anschauen und dann entscheiden, wie es weitergehen soll. Ich hoffe nur, dass sich die ganzen Zwischenfälle in Grenzen halten. Ich kenne genügend Bahnfahrer, die immer wieder davon berichten, dass die Züge ausfielen, wegen diverser Störungen auf dem Gleis im Nirgendwo standen und so weiter. Wenn das nur ab und an passiert, dann kann ich mir vorstellen, dass die Sache mit der Bahn und mir etwas werden könnte.

Nächstes Wochenende weiß ich mehr und ich werde darüber berichten.


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